Die ganze Geschichte von The Moorings: Wie sechs Boote die Segelindustrie entscheidend veränderten


Die Gründer von The Moorings lernten sich – wie könnte es anders sein – beim Segeln kennen. Tony Rainold und seine Frau Sherryl waren genauso leidenschaftlich auf eigenem Kiel unterwegs wie Charlie und Ginnie Cary. Bei einem gemeinsamen Sundowner, man munkelt, in den Drinks sei köstlicher karibischer Rum gewesen, entwickelten sie gemeinsam die Idee, eine Charterbasis in der Karibik aufzubauen.

Mit dieser charmanten Anekdote sind wir schon mittendrin in der spannenden Geschichte von The Moorings, die mit der Seglerfreundschaft der beiden Ehepaare begann. Während Tony und Sherryl von New Orleans aus das Chartergeschäft aufzogen und das Marketing der noch ein wenig angestaubten Yachtbranche revolutionierten, arbeiteten Charlie und Ginnie direkt auf der ersten The Moorings Charterbasis in Tortola. Was mit nur vier Leuten begann, ist inzwischen zu einer international agierenden großen Firma geworden, für die rund 800 Leute in Büros und Charterbasen in zwanzig verschiedenen Ländern arbeiten und über 400 verschiedene Charteryachten verwalten.

Doch zu Beginn, vor rund 50 Jahren, zählten zur Flotte von The Moorings nur sechs Yachten vom Typ Pearson 35. „Als wir 1969 zur New York Boat Show gingen und erste Gespräche mit Werften führten, hatten wir ein Startkapital von rund 120.000 Dollar“, erzählt Tony. „Das für unsere Zwecke beste Schiff war eine 35 Fuß große, Sloop-getakelte Yacht von Pearson mit Schwert. Wir wurden handelseinig und orderten sechs Schiffe.”

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Die Auswahl der ersten Charterbasis

Neben der Entscheidung für den passenden Schiffstyp musste auch der richtige Ort für die erste Charterbasis gefunden werden. Nun waren Zeit, Planungsintensität und auch ein bisschen Glück gefordert. Nachdem die Entrepreneure über Monate in der Karibik nach dem passenden Spot gesucht hatten, fanden sie auf den Virgin Islands die für ihre Zwecke beste Destination.  Nicht nur war das karibische Inselparadies perfekt für Segler auf der Suche nach türkisblauem Wasser, Palmen und Sandstrand, auch die Verkehrsanbindung an die USA war einfach. Charlie und Tony hatten bereits frühzeitig davon gehört, dass ab 1969 ein Linienflugdienst von den USA nach Tortola aufgenommen werden sollte. Beste Voraussetzungen, um Charterkunden aus den USA direkt ins karibische Segelparadies zu bringen!


„Mit einem gecharterten Motorboot sind wir selbst vor der Küste von Tortola herumgefahren und haben die Gegend inspiziert“, erzählt Tony weiter. „Dabei haben wir einen Investor aus Houston getroffen, der gerade dabei war, eine Reihe von Apartments in Road Harbour, direkt an der Waterfront, zu bauen. Wir entschieden uns, zwei Apartments zu kaufen und konnten sogar noch aushandeln, dass wir das kleine Dock direkt davor nutzen können. So ist unsere erste Basis entstanden, die erste überhaupt auf den BVIs.“

 

Es fügt sich alles zusammen

Während Charlie und Ginny unter Hochdruck an der Fertigstellung der Basis und der Eröffnung arbeiteten, waren Tony und Sherryl im fernen New Orleans vor allem für die Vermarktung des neuartigen Charterangebotes zuständig. „Wir gestalteten eine Broschüre und haben in allen Segelzeitschriften und Yachtsport-Magazinen Anzeigen geschaltet“, sagt Tony. „Übers Telefon haben wir die ersten Buchungen angenommen. Das Interesse an unserem Angebot war überwältigend. Während der Anfangsjahre von The Moorings habe ich parallel noch für eine Bergbaufirma gearbeitet, da musste Sherryl von zu Hause aus alle Marketingaktivitäten leiten und auch noch die telefonische Beratung übernehmen.“

Mit der Lieferung der sechs Yachten per Frachter ins puerto-ricanische San Juan im Sommer 1969 stand der Start des Charterunternehmens unmittelbar bevor. Die Gründer packten auch hier selbst mit an, riggten die Boote auf und segelten sie nach Tortola in die neue Basis. „Das war der wirkliche Beginn von The Moorings”, betont Tony.

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Das Geschäft gestalten

Schnell stellte sich heraus, dass die erfolgreiche Neugründung The Moorings mehr als sechs Boote brauchte, um zu wachsen und den beginnenden Chartermarkt weiter zu entwickeln. Schon nach einem Jahr begannen Tony und sein Partner Charlie mit Werften über den Neubau einer für die Charter optimierten Yacht zu sprechen. Den idealen Partner fanden sie in Florida bei Charlie Morgan, der unter seinem Namen Yachten baute. Sie entschieden sich für ein deutlich breiteres Rumpfdesign als das der 1969 vorherrschenden eher schmalen Monohull-Yachten. Für die sonnenhungrigen Chartersegler war das neu entwickelte Modell mit dem geräumigen Cockpit eine kleine Sensation. „Die Morgan Out Island 41 war völlig anders als bisherige Yachten. 1971 waren wir wieder auf der New York Boat Show, aber dann, um die von uns entwickelten Yachten zu verkaufen. Wir bekamen für alle zehn Boote noch auf der Messe eine Anzahlung – das war einfach unglaublich“, schwärmt Tony auch Jahrzehnte später noch über den Erfolg des von ihm mitentwickelten Schiffstyps.

Und das Geschäft brummte. Drei Jahre nach der erfolgreichen Gründung von The Moorings entschied sich Tony, seinen Job bei der Bergbaufirma aufzugeben, mietete ein Büro und stellte seinen ersten Mitarbeiter ein. Was nicht hieß, dass er von nun an weniger zu tun hatte, ganz im Gegenteil. „Ich war rund um die Uhr damit beschäftigt, zusammen mit Sherryl neue Broschüren zu entwerfen und reiste regelmäßig auf die Jungferninseln, um das Segelrevier noch besser kennen zu lernen“, sagt er. „Wir haben viele Fotos gemacht und Texte und Layout der Broschüren immer aufwändiger gestaltet. Und als dann die neuen Yachten nach Clearwater in Florida geliefert wurden, bin ich natürlich hingefahren und habe mich davon überzeugt, dass alles richtig lief. “ Vor Ort übernahm er die Neubauten, koordinierte die Arbeit der Bootsbauer, übernahm selbst letzte Feinheiten beim Finish der Boote und unterwies die Überführungscrews vor der Jungfernfahrt der Schiffe in die Karibik. „Nie wieder in meinem Leben hatte ich so viele Hüte gleichzeitig auf“, sagt er schmunzelnd.

Nur kurze Zeit später entschieden sich Tony und Charlie 20 weitere Boote zu ordern. Tony war für den Verkauf zuständig und erkannte schnell, dass der Gedanke, ein eigenes Boot in der Karibik zu besitzen, dass wochenweise im Charterbetrieb läuft, die Kunden faszinierte und gerne in das neue Geschäftsmodell investieren ließ. Das war der Anfang des erfolgreichen The Moorings Kaufcharter-Programms.

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Erfolgsfaktoren

Es ist kein Zufall, dass The Moorings seit über 50 Jahren ein erfolgreiches Unternehmen ist. „Ich denke, der bis heute andauernde Erfolg ist vor allem darauf zurückzuführen, dass das Qualitätsversprechen von Charlie und mir, das wir von Beginn an unseren Kunden gegeben haben, bis heute Bestand hat. Das war der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Tony und verweist auch seine Geschäftsmaxime, immer nur qualitativ hochwertige Boote zu verchartern und seinen Kunden den bestmöglichen Service zu bieten.  „Es ist aufwändig und kostspielig, diesen hohen Standard dauerhaft zu gewährleisten. Aber wenn ein Charterer auch nur den kleinen Fehler an Bord entdeckte, haben wir es sofort in Ordnung gebracht. Mit kleinen Servicebooten sind wir direkt zu den Yachten gefahren und haben uns darum gekümmert, wenn der Wassermacher nicht ging oder die Maschine streikte.“ Rückblickend kann er sich kaum noch vorstellen, wie viel Arbeits- und Lebenszeit er in den Aufbau von The Moorings investierte – und damit ein Betriebsklima und eine Unternehmensphilosophie bei The Moorings entwickelte, die bis heute Bestand haben.

Doch die Arbeiten mit und an den Yachten gaben Toni auch die Möglichkeit, so viel wie möglich zu segeln und mit der Familie Zeit auf dem Wasser zu verbringen. „Als mein heute 51-jähriger Sohn und unsere Tochter klein waren, hatten wir einen Stubenwagen mit Teleskopschienen, den wir im Heck der Yacht festmachen konnten“, lacht er. „Unsere Kinder sind an Bord, unter Segeln, groß geworden. Und ich hatte die Möglichkeit, an die schönsten Plätze der Welt zu reisen und für unsere Kunden neue Traumreviere zu entdecken.“ Tony gerät ins Schwärmen, wenn er vom Segelrevier rund um die Jungferninseln und die traumhafte Zeit, die er hier an Bord verbrachte, erzählt. Und betont: „Wir haben unsere Arbeit geliebt und wir haben es genossen, diese wunderbaren Segelmöglichkeiten mit anderen zu teilen und ihnen die Schönheit der Karibik so näher zu bringen.“

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Die Dinge verändern sich

In den frühen 70er Jahren kostet die Wochencharter rund 400 US-Dollar. Wer heute ein vergleichbares Schiff zwischen 38 und 41 Fuß chartern möchte, muss das 15-fache davon für die Charter einkalkulieren. „Es ist unfassbar, wie sich das Chartergeschäft entwickelt hat und wie dieses Marktsegment gewachsen ist“, sagt Tony. „Wirklich groß wurde das Geschäft ab 1985. Ich behielt meine Anteile an der Firma, zog mich aber aus dem operativen Geschäft zurück. Die Firma, die uns übernommen hat, war mit der französischen Werft Beneteau verbunden. Klar, dass die neuen Yachten nun von Beneteau aus Frankreich kamen.“

Ein gutes Geschäft, vor allem, weil der französische Franc gegenüber dem starken US-amerikanischen Dollar die Yachtneubauten sehr günstig machte. „Außerdem baute Beneteau richtig gute Boote. Eine der Yachten haben ich sogar für mich selbst gekauft, bin viele Touren gesegelt und habe auch mit guten Ergebnissen an einigen Regatten teilgenommen“, sagt Tony.

Als er sich in den 80er Jahren aus der Firma zurückzog, arbeiteten im Büro in New Orleans 20 Mitarbeiter, die sich vor allem um die Buchungen, den Verkauf und das Marketing kümmerten. Ergänzend dazu gab es noch das ebenfalls von Tony gegründete Reisebüro Mariner International, das sich um die spezielle Klientel der Chartersegler kümmerte. Die Mitarbeiter für die Flugbuchungen arbeiteten Hand in Hand mit dem Kollegen für die Yachtcharter. „Als ich die Firma verlassen habe, hatte wir rund 200 Boote und gerade eine neue Basis in St. Lucia in der berühmten Marigot Bay eröffnet“, sagt Tony. „Dazu hatten wir eine Firma im Südpazifik mit Basen auf Tahiti und Tonga übernommen.“

Tony und Charlie hinterlassen ein beträchtliches Erbe. Als sie begannen, konnte keiner ahnen, dass die zwei Segler mit vom Meerwasser versalzenen Haaren mal die Pioniere des Chartermarkts werden würden, der sich im Lauf der folgenden Jahrzehnte zu einer Millionen-Dollar Industrie entwickelte. Ihrem Mut, Fleiß und Unternehmergeist haben wir es zu verdanken, dass wir heute auf den schönsten Revieren der Welt segeln können. Auf einer Yacht, die so komfortabel und gepflegt ist, wie ein eigenes Boot.

 

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